Gedenkstelen im Bürgersaal Spaichingen
Offizielle Übergabe von drei Holzstelen an die Stadt Spaichingen am 24.10.2022
„Wer Erinnerung für nicht notwendig hält, sieht nicht, wie Geschichte, Gegenwart und Zukunft miteinander verwoben sind. Die aktuellen Ereignisse zeigen uns, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander aufs engste zusammenhängen, sodass man eben nicht sagen kann: Lasst Geschichte Geschichte sein!“
Mit diesen eindringlichen Worten begann Oberstudienrat Frank Mrowka seine Einführung bei der Übergabe von drei Holzstelen an die Stadt Spaichingen im Sitzungssaal des Rathauses. Das Holz dieses dreiteiligen Kunstwerkes ist Originalholz von der Werkshalle für die Metallwerke Spaichingen, die 1944/45 von Häftlingen des KZ Spaichingen aufgebaut wurde. Es steht somit symbolisch für das Leid, dass diese Männer ertragen mussten. Aus den geretteten Balken arbeitete eine Gruppe von Schülerinnen unter Leitung von Frank Mrowka den Schriftzug „Demokratie ist nicht selbstverständlich“ heraus.
Siebzig Jahre nach dem unvorstellbaren Leid der Häftlinge soll dieser Schriftzug daran erinnern, wie sehr Demokratie mit dem Verhindern solchen Unrechts zu tun hat, und wie wichtig es ist, für sie einzutreten. Frank Mrowka bedankte sich bei Bürgermeister Hugger für seine Entscheidung, dass dieses Holzrelief seinen Platz an dem Ort gefunden hat, an dem politische Debatten ausgetragen und Beschlüsse getroffen werden. Hugger hatte zu Beginn der kleinen Feier von den aktuellen Belastungen der Demokratie durch Kriege , Energiekrise, Flüchtlingsströme, gezieltes Unfriede säen gesprochen und mahnte, dass „Demokratie eine Aufgabe und ein Prozess ist, an dem wir immer arbeiten müssen und der nie enden wird.“
Mit diesem eindrucksvollen Werk aus Hölzern der einstigen Werkshalle fand das über zehn Jahre dauernde Projekt zur Erinnerungskultur an das KZ Spaichingen – drei Bronzeplatten, eine bronzene Informationstafel, zehn kleine bronzene Wegzeichen anhand des täglichen Wegs der Häftlinge vom Barackenlager am heutigen Marktplatz zur Baustelle der Werkshalle im Gewann Lehmgrube – seine würdigen, krönenden Abschluss.
Wolfgang Schmid